Was ist dieses Wachstum und wenn ja, wie viele?

 

Wachstum: Dieses Konzept begegnet uns überall – fast parteiübergreifend, in so vielen Ländern hallt der Ruf nach Wirtschaftswachstum. Das Echo, was dabei zurückkommt, berichtet von Umweltzerstörungen, Menschenrechtsverletzungen, Ausbeutung von Arbeitnehmern – vor allem im internationalen Rahmen, wohin die großen Schäden unserer Textil-, Elektronik- und Rohstoffnachfrage verschoben wurden. Aber auch hier in Deutschland werden die Folgen trotz immenser staatlicher Regulierungen sichtbar: von Menschen, die bis zum Burnout arbeiten, Fachkräftemangel in nahezu jeder Branche, die riesige Versiegelung von Flächen und die ungezügelte Mobilität mit den hohen Belastungen für Städte und Klima.

Es wundert mich sehr, dass das Konzept Wachstum daher in weiten Kreisen unserer Gesellschaft nicht hinterfragt, sondern unumstößlich wie ein Naturgesetz verteidigt wird. Auch die synonyme Verwendung von Wachstum mit der Bedeutung Erhöhung des wirtschaftlichen Outputs bezeugt das. Wachstum könnte genauso gut in erster Linie das Wachstum im Sinne des Gedeihzyklus von Pflanzen meinen, persönliches Wachstum im Sinne von Weiterentwicklung und lebenslangem Lernen, gesellschaftliches Wachstum im Sinne der Verbesserung unseres sozialen Systems. Für meinen Blog benutze ich daher explizit den Begriff Wirtschaftswachstum, wobei ich es mit Harald Welzer halte und diesen Begriff mit erhöhtem Ressourcenverbrauch definiere. Da ist der Sex-Appeal gleich dahin.

Was mich wundert, ist auch die Annahme, Wachstum (egal welche Sorte) könne schier endlos erfolgen. Natürliches Wachstum ist nicht endlos: Jeder Organismus wächst bis zu seiner ausgewachsenen Größe, die Eiche wird auch in den nächsten 100 Jahren nicht größer als sie es in den 200 Jahren davor geworden ist. Es gibt ökologische Tragfähigkeitsgrenzen, die anhand des Lebensraums die Größe von Herden und Predatoren festlegen. Es gibt Grenzen im persönlichen Wachstum, nämlich in dem Moment, wo das Leben endet. Unser Planet hat schlicht und ergreifend physische Grenzen. Wo verlaufen die Grenzen des Wirtschaftswachstums? Lasst uns dieser Frage von verschiedenen Perspektiven nachgehen.

Wirtschaftswachstum auf individueller Ebene

Auf individueller Ebene:

Was braucht es für ein gutes Leben, für DEIN gutes Leben? Frieden, ein gesundes Wohnumfeld, deinen persönlichen Rückzugsort, wirklich gutes Essen, Zeit für dich – Familie – Freunde, die Möglichkeit dich einzubringen in was auch immer dir am Herzen liegt, Bildung und Weiterbildung, eine erfüllende Tätigkeit. positionale Güter und existentielle Güter – Statuswettbewerb

Wir kaufen Dinge, die wir nicht brauchen, mit Geld, das wir nicht haben, um Leute zu beeindrucken, die wir nicht mögen.

Der Statuswettbewerb ist tatsächlich eine ernstere Sache als man zunächst annehmen mag. Es geht ja nicht nur darum, wer das größte Auto hat. Oder mit seiner Rolex oder Gucci-Tasche zum erlesenen Zirkel der Gewinner gehört. Es geht vor allem darum, was das mit deinem relevanten Umfeld macht. Die, die nicht sagen, die Promis würden sie nicht interessieren. Sondern die, die sich für dich interessieren. Genau diese Menschen orientieren sich aneinander, sodass alle versuchen nachzuziehen, sobald einer zu einem positionalen Gut kommt. Die sozio-ökonomische Erklärung hinter diesem Phänomen könnte unter anderem daran liegen:

Da jeder sich in seinem Umfeld nach denen orientiert, die relativ gesehen besser gestellt sind, entsteht wie ein Wasserfall: Der Nachbar mit X € Konsum orientiert sich am Nachbarn mit XX €. Dieser orientiert sich am Arbeitskollegen mit XXX € und dieser wiederum an einem ehemaligen Kommilitonen, der in einer anderen Branche arbeitet und XXXX € verdient. Dieser geht in den Tennisclub, wo er sich am Clubmitglied mit XXXXX € orientiert und so weiter. Es wurde in Studien erwiesen, dass es einen Ausgaben-Kaskade gibt, sobald das Clubmitglied im Tennisclub ein neues Auto besitzt / größeres Haus kauft / Luxusurlaub macht. Dann imitieren sich entlang der sozialen Verkettung Menschen aneinander, die in deutlich höherer Wahrscheinlichkeit mehr Geld in Konsum ausgaben, auch wenn sie keine höheren Einnahmen hatten, was in vielen Fällen zu einer extremen Privatverschuldung führte. Neben dem Verzocken der Finanzmarktinvestoren ist diese Privatverschuldung (besonders deutlich in der Immobilienbranche der USA zu sehen) einer der Hauptgründe gewesen, dass der Zusammenbruch von Lehmann Brothers und die darauffolgende Finanzkrise die Dimensionen erreichte, die sie 2008 annahm. Dieser Kaskaden-Effekt heißt im Fachjargon Expenditure Cascades und verdeutlicht, welche Ausmaße der Statuswettbewerb angenommen hat.

Er beruht psychologisch betrachtet auf der großen empfundenen Ungerechtigkeit, wenn sich die relativ gesehenen Möglichkeiten von Menschen innerhalb einer Gesellschaft zu weit von einander entfernen. In Deutschland kann man dies erkennen an der nach wie vor bestehenden Lohnlücke zwischen alten und neuen Bundesländern, die vor allem durch Einwohner der neuen Bundesländer beklagt wird. Interessanterweise bedienen sich ostdeutsche Arbeitgeber im gleichen Atemzug der niedrigeren Lohnkosten von polnischen und tschechischen Arbeitnehmern, was hingegen kein Ungerechtigkeitsempfinden bei der gleichen Personengruppe auslöst. Sobald man selbst der Privilegiertere ist, scheinen manche Vorsätze außer Kraft zu treten.

Genau so gut vermag es der Mensch, sich dem Statuswettbewerb zu entziehen oder besser gesagt: seinen eigenen Standard setzen, der mit Augenmaß und mit dem gleichen Maßstab für alle Beteiligten ausgewählt wurde.

Quellen: https://www.fuw.ch/article/statuswettbewerb-und-privatkonkurs/

https://blog.bazonline.ch/nevermindthemarkets/index.php/33124/statuswettbewerb-und-finanzkise/

Auf Unternehmensebene: So weit wachsen, dass ich nicht mehr im Unternehmen arbeiten muss, sondern es nur noch verwalten. Also arbeiten mit keiner Zeit, um dann mehr Zeit zu haben?

Auf kommunaler Ebene: Gewerbesteuer direkt, Arbeitnehmer als Einwohner lassen Anteil Einkommenssteuer da + Zuweisungen des Bundes aufgrund Einwohnerzahl

Auf nationaler Ebene: hier sind gar keine Grenzen vorgesehen, denn das würde ja auch bedeuten, dass das BIP (der dysfunktionale Hauptindikator für wirtschaftlichen Erfolg) sowie die Steuereinnahmen nicht wachsen würden. Das würde wiederum bedeuten, dass man sich ganz anders mit dem Bundeshaushalt beschäftigen und abwägen müsste, welche Dinge unnötig sind und welche Ausgaben für den Fortbestand des Sozialsystems wichtig und förderlich sind. Der Bund deutscher Steuerzahler hat da sicherlich den ein oder anderen Hinweis.

Die EU schreibt dazu in ihrem Aktionsplan zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums folgendes: Bei der Sicherung der langfristigen Wettbewerbsfähigkeit der EU-Wirtschaft spielen Nachhaltigkeit und der Übergang zu einer emissionsarmen, ressourcenschonenderen Kreislaufwirtschaft eine entscheidende Rolle. Die nachhaltige Entwicklung steht seit langen Jahren im Mittelpunkt der europäischen Politik und ihre soziale und umweltpolitische Dimension wird in den EU-Verträgen anerkannt3. Die EU ist deshalb einer Entwicklung verpflichtet, die den Bedürfnissen der heutigen und künftiger Generationen gerecht wird und gleichzeitig neue Beschäftigungs- und Investitionsmöglichkeiten eröffnet sowie dafür sorgt, dass die Wirtschaft wächst.

Auf globaler Ebene: Die OECD schreibt unter deutschem G20-Vorsitz 2017: Um ein klimagerechtes Wachstum zu erreichen, müssen die Regierungen wachstumssteigernde Haushalts- und Strukturreformen durchführen, die emissionsarme, resiliente Investitionen fördern und durch eine effiziente, kostengünstige Klimapolitik unterstützt werden. […]

Die Argumentation ist dabei, dass die durch weniger Wirtschaftsleistung eine Massenarbeitslosigkeit einsetze. Dadurch verringern sich die Steuereinnahmen bei gleichzeitig steigenden sozialen Kosten, was schlussendlich in eine Abwärts-Spirale münden würde.

Dazu wird die Belastung für das Sozialsystem mit Eintritt der Baby-Boomer sowieso steigen. Gleichzeitig steigen ca. 13,7 Mio. Arbeitnehmer (Geburten der Jahre 1655 – 1965) aus dem Arbeitsmarkt aus, während nur rund 8,2 Mio. Arbeitnehmer der Jahrgänge 1995-2005 auf den Arbeitsmarkt kommen. Das Negativsaldo aus Ab- und Zugängen beträgt also 5,5 Mio. Arbeitnehmer. Hier bietet sich

Der Flossbach von Storch Podcast veröffentlichte am 12. Februar einen Podcastfolge „Wie könnt ihr es wagen“. Technik als Lösung à entsprechende erlässliche Vorgaben der Politik à Wirtschaftstätigkeit der Unternehmen als Teil der Lösung à

Ökonomische Prosperität à keinen nachhaltigen Klimaschutz ohne ihn à bedarf Geld à soziale Netzwerke nicht aushöhlen à um heutigen

Schrumpfkur àMassenarbeitslosigkeit à  implodierende Steuereinnahmen à Zusammenbruch des sozialen Systems + demografischer Wandel à Armut und Konflikte. Innovations- und Investitionsdynamik würde erlahmen und damit wäre die ökologische und ökonomische Lebensgrundlage zukünftiger Generationen zerstört.

Nachhaltiges Kommunizieren:

  • In der DDR berichteten ganz normale Arbeiter / Bauleiter / Ingeneure von ihrer Arbeit. Also themengebunden. Wer da jetzt Betriebsleiter war, war total egal. Heute geht es ja nur noch um Rang und Namen und wenig um diejenigen, die tatsächlich arbeiten.

 

Blog-Sprech:

Wer sind meine Leser?

  • Unternehmen – vermutlich erst mal aufgeschlossene Unternehmen
  • aber prinzipiell auch entwicklungsgewillte Unternehmen bisher konservativen Anstrichs.
  • Mitarbeiter, Gründer, Bereichsleiter, Gewerkschafter, Multiplikatoren….

Wie möchte ich NICHT wahrgenommen werden?

  • Linker Spinner aus der Eso-Szene
  • Rein ethisch-moralischer Imperativ
  • Politisch
  • Aufklärer, Besserwisser

Wie möchte ich wahrgenommen werden?

  • Gute Überlegungen mit dem gesunden Menschenverstand
  • Bodenständig, mit Augenmaß, lösungsorientiert
  • Praxisrelevant, Am täglichen Handeln der Unternehmer entlang.
  • Schlagfertig, unterhaltsam, pointiert

Welchen Nutzen möchte ich liefern?

  • Argumente liefern für Transformation
  • Damit die konservative Mitte erreichen (links und mitte-links sind ja schon sensibilisiert)
  • Lösungen liefern, wie die Transformation zum PWÖ-Unternehmen auch tatsächlich umgesetzt werden könnte
  • Ansprechpartnerin sein für Vernetzungswillige. Eine Kontaktbörsianierin.